Hechte im Nadelwald

Ein Schnorchel- und Tauchausflug an den Millstätter See mit dem FC Graz.

Lebensraum See: Damit habe ich als (Rotes-)Meer-Urlauberin eigentlich eher Tretboote, Enten und Badehose verbunden. Aber ein See lässt sich auch erschnorcheln und ertauchen. Das fühlt sich dann an wie ein Spaziergang durch einen versunkenen Nadelwald mit Fischen drinnen. Und ein bisschen wie in einer grünen Schneekugel zu schwimmen.

Das Strandbad Ferndorf – nicht zu verwechseln mit dem Ort „Ferndorf“! – am Millstätter See begrüßt uns, die insgesamt 7-köpfige Ausflugsgruppe, nach etwa zwei Stunden kurzweiliger Autofahrt. Zuerst heißt es einmal auspacken und es sich auf der so früh noch leeren Liegewiese bequem machen, bis Equipment aller Art fast wie Weihnachtsgeschenke um „unseren“ Schattenbaum platziert ist. Dann gibt es für Alex und mich ein Frühstück: Topfenstrudel, Tee und heiße Schokolade. Dieser Tag beginnt gut!
 

Unterdessen sind auch die Mitglieder der Sektion Wassersport vom HSV Graz eingetroffen. Gemeinsam soll der heutige Tag mit der Unterstützung der lokalen Wasserrettung genützt werden. Was für uns ein entspannender Tag werden soll, klingt bei unseren Freunden schon um einiges ambitionierter. Schwimmstilerweiterung, Schwimmen mit Neopren, Rettung- und Bergeübungen und das unter einer professionellen Leitung.

Ric hat den Tagesplan schon vorbereitet: Thomas hat seinen ersten Tag der CMAS**-Ausbildung vor sich, sprich Theorie und mehrere Tauchgänge. Am Vormittag werden Alex, Florian und ich den See schnorchelnd erkunden und am Nachmittag werden Florian und ich uns Andi als Profi-Guide für einen Ausflug mit Gerät „ausborgen“ 

Die Schnorcheltour

Mit dem Boot der Wasserrettung geht es am späten Vormittag gemeinsam auf den See hinaus in Richtung Westen. Alex, Florian und ich sind von Kopf bis Fuß in Neopren gekleidet. Der See hat etwa 23 Grad, für einen Badeanzug eindeutig zu kalt! Am südlichen Uferbereich stoppt das Boot und wir springen ins Wasser. Durch das Gewitter am Vortag ist der Schneekugel-Effekt ziemlich stark: Aufgewirbeltes Sediment verschlechtert die Sicht. Das ist Pech für uns, aber die Natur hat eben ihren eigenen Kopf! Trotzdem erleben wir unter Wasser das dichte Ökosystem See: Hechte, Karpfen, Süßwassermuscheln und überall Pflanzen, die aussehen wie eine Kreuzung aus Lianen und versunkenen Nadelwäldern. Wir „spazieren“ am Ufer entlang, fotografieren, tauchen immer wieder ab und schwimmen durch Flora und Fauna. Fast eineinhalb Stunden sind wir unterwegs!

Auch unsere Freunde vom Wassersport haben ihren ersten Teil (Seeüberquerung) erfolgreich hinter sich gebracht. Am Nachmittag stehen weitere Übungen auf ihrem Programm, alle Fiebern den nächsten Herausforderungen entgegen. Bei uns läuft alles etwas entspannter ab und auch wir freuen uns schon auf den Nachmittag. 

Tauchen mit Gerät

Später, nach einem Mittagessen und einer Theorie-Einheit für Thomas, kann sich Andi von seinen Lehrerpflichten freimachen und geht mit Florian und mir auf einen Tauchgang in den See. Florian und ich, beide noch mehr oder weniger unerfahren, wollen uns dieses Mal selbstständig orientieren. Andi soll uns als „Schutzengel“ folgen. Natürlich geht das ordentlich schief – nach dem 3-Meter-Check und einer unvorsichtigen Drehung verlieren wir im trüben Wasser beide komplett die Orientierung und ich schwimme selbstsicher ins offene Wasser hinaus … Andi stoppt uns und übernimmt souverän die Führung. Immer noch verwirrt und mit minimaler Sicht, fassen Florian und ich uns an den Händen und folgen Andis Flossen, bis das Sediment lichter wird. Wir folgen der „Wiese“ aus Seegras am Ufer entlang, entdecken die versenkten Verkehrsschilder („Achtung, Taucher!“) und begegnen diversen Fischen. Nach einer halben Stunde sind wir zurück – und entschließen uns spontan, es noch einmal zu versuchen! Das Ziel, uns selbst zu orientieren, wollen Florian und ich heute erreichen. Mit 120 bar geht es noch einmal auf dieselbe Route. Dieses Mal hält sich Andi im Hintergrund, wir zwei „Newbies“ übernehmen die Führung. Im trüben Wasser schaue ich mich trotzdem immer wieder nach hinten und prüfe, ob Andi noch da ist … Dieser hat sich auf dem Rückweg zwar unter der Sprungschicht versteckt, aber seine weißen Blasen geben mir das Gefühl von Sicherheit! Und dieses Mal haben Florian und ich es tatsächlich geschafft: hin und zurück, ohne Probleme orientiert, Ankunft auf die Minute genau. Da war es naheliegend, nach einer Oberflächenpause unsere Flaschen noch einmal füllen zu lassen und dieses Mal ohne Andi auf Entdeckungsreise zu gehen. Und es hat geklappt – Mission accomplished! 

Fazit: Man lernt so einiges, wenn die Sicht nicht tropisch klar ist. Und man lernt am meisten in einer Gruppe – was auch am meisten Spaß macht!

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